Sommer, Sonne, Freibad, Brustschwimmen – aber nicht mit Ihnen?
Während sich Freunde und Familie mit einem Sprung ins kühle Nass frisch machen, sitzen Sie bei hochsommerlichen Temperaturen im Schatten und wünschen sich vielleicht insgeheim, schwimmen zu können. Wirklichen Spaß hat Ihnen das nasse Element eigentlich nie gemacht, und nachdem Sie als Kind einmal „untergetaucht“ wurden, blieb die Angst vor dem Wasser bestehen. Oder zählen Sie zu jenen älteren Semestern, bei denen Schulschwimmen noch nicht zum Unterricht gehörte und jetzt sollen Sie bei einem Kuraufenthalt an der Aquagymnastik teilnehmen?
Fürs Schwimmen lernen ist man eigentlich nie zu alt und nur selten zu jung. Ein Schwimmkurs, in dem man die Scheu vor dem Wasser verliert und Brustschwimmen lernt, ist für den Einstieg oft genau das Richtige. Schwimmen gilt außerdem als eine der wenigen Sportarten, die die Muskulatur kräftigt, ohne die Gelenke zu belasten und von welcher anderer Sportart könnte man das sonst noch behaupten.
Was ist Brustschwimmen?
Brustschwimmen ist eine Schwimmart mit ausgeklügelter Technik, nicht zu verwechseln mit dem Schwimmstil, der beim Schwimmer individueller Ausdruck seiner Arm- oder Beinbewegung ist. Bekannt sind noch andere Schwimmarten wie das Rückenschwimmen, das Kraulschwimmen oder das Schmetterlingsschwimmen. Der Erfinder des Brustschwimmens gilt Ernst von Pfuel, preußischer Ministerpräsident und Kriegsminister während der Französischen Revolution. Er gründete 1817 die Pfuelsche Badeanstalt in der Spree, ein Freibad, das auf Pfählen errichtet wurde. Dort fanden, bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, erstmals Schwimmkurse statt. Schwimmabzeichen wurden für das Nichtabsaufen, wie man es damals etwas derb ausdrückte, verliehen. Gelehrt wurde mittels Angel-Lehrweise. Der Schüler hing an einem Gurt und führte auf Kommando verschiedene Schwimmbewegungen aus. Zuerst im Trockenen, auf einem Hocker, später im Wasser. Heute funktioniert Schwimmunterricht allerdings ohne solcherart martialische Technik und weit weniger angstbesetzt.
Welche Technik wird beim Brustschwimmen angewendet?
Ein Brustschwimmer im Wasser, den man von oben beobachtet, sieht mit seiner Bewegung einem Frosch nicht unähnlich. Das Erlernen der Schwimmart ist vergleichsweise einfach. Damit sich der Sportler aber mit Geschwindigkeit fortbewegen kann, muss er folgende Bewegungsabläufe verstanden und trainiert haben:
- Die Armbewegung
- Die Beinbewegung
- Die Atemtechnik
- Die Koordination aller Aspekte
Die Armbewegung
Der Schwimmschüler liegt bäuchlings im Wasser und bringt dabei die Arme zusammenliegend und gleichzeitig nach vorne. Anschließend bewegt er sie, wieder gleichzeitig, durch das Wasser nach außen. Der Kopf bleibt dabei beim Anfänger über Wasser. Bei der moderneren Variante, die auch im Wettkampfsport Anwendung findet, beginnt der Sportler die Bewegung über Wasser, wobei die Hände leicht nach innen gestellt werden. Grund, die bessere Wasserverdrängung und der beschleunigte Vortrieb.
Die Beinbewegung
Unmittelbar an die beendete Armbewegung schließt die Beinbewegung mit einem synchronen Grätschbeinschlag an, wobei die Fußspitzen gebeugt sein sollen. Spitzenschwimmer arbeiten mit der sogenannten Undulationstechnik. Sie setzen während des Vorwärtsschubs konsequent eine Wellenbewegung des gesamten Körpers ein, um die Geschwindigkeit des Vortriebs zu erhöhen.
Die Atemtechnik
Nach Beendigung des Grätschbeinschlags erfolgt der nächste Atemzug. Anfängern fällt der Kontakt zwischen Gesicht und Wasser schwer. Weit verbreitet ist die Angst, nicht genügend Luft zu bekommen. Schwimmlehrer motivieren ihre Schüler, diese Wasserscheu schrittweise abzulegen. Der Schwimmneuling muss sich mit Verspannungen im Nackenbereich und dem langsamen Vorwärtskommen abfinden, wenn er sich nicht zutraut, den Kopf ins Wasser zu tauchen. Allgemein gilt, dass mit der Streckung der Arme ausgeatmet, und wenn die Arme nach hinten wandern, wieder eingeatmet wird.
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Welche Übungen gibt es, um das Brustschwimmen zu erlernen?
Um die richtige und sichere Technik des Brustschwimmens zu erlernen, reicht es nicht, wenn man sich irgendwie „paddelnd“ über Wasser hält. Grundsätzlich wäre das Erlernen der Grundbegriffe auch durch Vorzeigen und Nachmachen eines Freundes oder Familienmitglieds möglich. Allerdings wird ein ausgebildeter Schwimmlehrer methodischer mit Ihnen arbeiten und auf Ihre speziellen körperlichen und emotionalen Bedürfnisse eingehen. Obwohl sich das Schwimmen nur im Wasser richtig lernen lässt, beginnt der Schwimmunterricht außerhalb des Beckens mit vorbereitenden Übungen.
Auf einem ausgebreiteten Handtuch in Bauchlage wird Ihnen der Schwimmlehrer den Grätschbeinschlag vorzeigen. Sie üben in der Trockenübung, bis der Körper selbstständig weiß, was zu tun ist. Sie müssen dann, wie beim Autofahren, nicht immer wieder neu überlegen, wo Kupplung und Bremse zu finden sind. Die Atemzüge lassen sich im Rahmen dieser Landübung gleich mittrainieren. So vorbereitet können Sie dann ins Wasser steigen, vorerst nur bis zu einer moderaten Wassertiefe. Weil Sie dabei höchstens bis zur Brust eintauchen, können Sie noch stehen, haben aber nicht zu viel Bodenkontakt.
Im Wasser legen Sie Ihre Arme auf ein Schwimmbrett, das Ihren Oberkörper stützt. Wenn Sie sich dadurch sicherer fühlen, können Sie sich am Beckenrand festhalten. Geübt wird im Schwimmbad. Ein See oder das Meer würde dem Schwimmer weit mehr abfordern, als der blutige Anfänger geben kann. Konzentrieren Sie sich auf die Ausführung der zuvor gelernten Beinbewegungen und wiederholen Sie deren Ablauf so lange, bis Sie darüber nicht mehr nachdenken müssen. Das ist wichtig, damit Sie für einen hoffentlich nie eintretenden Notfall gerüstet sind. Entwickeln Sie ein Wassergefühl. Sie werden merken, ab wann Ihre Beinbewegung stimmt und Sie werden am Vortrieb Ihren Spaß haben.
Was machen Ihre Beine konkret beim Brustschwimmen?
Setzen Sie bei jedem neuen Beinschlag zu einer
- Hockbewegung an, kurz gegen die Schwimmrichtung gerichtet,
- Fußsohlen ordentlich nach hinten,
- die Knie relativ eng beieinander und abwärts zeigend.
- Dann stoßen Sie sich ab.
Was machen Ihre Arme beim Brustschwimmen?
Der optimale Armzug …
- beginnt vor der Brust des Schwimmers, Ellenbogen eng angelegt.
- Drehen Sie die Handflächen leicht nach außen (Druck auf die Handflächen)
- Ziehen Sie dann die Arme bis zur zweifachen Schulterbreite auseinander.
- Stellen Sie sich eine Kreisbewegung vor, dann folgt Ihr Körper von selbst.
Hilfsmittel zum Brustschwimmen lernen
Wenn im Schwimmbad kein Boden mehr unten den Füßen zu spüren ist, dafür und für diese Schrecksekunde bietet der Sportfachhandel sowohl für Kinder als auch für Erwachsene unzählige Schwimmhilfen an. Im Überblick und nach dem Bekanntheits- und Wirksamkeitsgrad gereiht, sind das:
- Schwimmflügel: in den Größen 0,1,2 und besonders hautschonend auch aus Neopren zu haben, da ziept nichts mehr.
- Schwimmring: zum Aufblasen, ergonomisch geformt. Er bleibt eng am Körper und hilft gegen die Angst im Wasser. Brustschwimmen ist damit relativ schwer möglich.
- Schwimmgürtel: aus PE-Schaum mit Sicherheitsverschluss, für erste Schwimmversuche. Das Entfernen von Elementen reduziert den Auftrieb.
- Schwimmbrett: Aufblasbar oder aus PE-Schaum zum Training des Beinschlags beim Brustschwimmen lernen.
- Schwimm– oder Poolnudel: 1,5 m lange, bunte Kunststoffwürste zum Festhalten, für Wassergymnastik, zum Training des Beinschlags.
- Schwimmbänder: für Arme und Beine mit starkem Auftrieb, aber hinderlich, wenn die Arme beim Brustschwimmen unter Wasser sein sollen.
- Schwimmhilfe im Westenformat: zur Unterstützung möglich.
- Halsschwimmkragen: aufblasbar, für Kinder und Jugendliche, gegen Ängste im Wasser.
- SwimFin Schwimmhilfe: im Haifischflossenformat, zum Brustschwimmen lernen, am Brustkorb mittels Klettband zu befestigen, zum Training der Wasserposition, gegen Ängste. Für Kinder.
- FlapFin Schwimmschuhe: Flossen mit breiter Fläche, mit denen der korrekte Beinschlag beim Brustschwimmen trainierbar ist. Großer Vortrieb. Für Erwachsene und Kinder.
Wie geht es nicht, das Brustschwimmen lernen – vermeidbare Fehler
Kennzeichen dafür, dass die Technik nicht stimmt:
- Schmerzen im Nackenbereich,
- Kreuzschmerzen,
- Schwimmgeschwindigkeit langsam.
Woran kann das liegen?
- Bäuchlings im Wasser liegen, das ist schon einmal gut.
- Unter Wasser atmen: Untertauchen ohne Nase zuhalten, das können Sie an einer Badeleiter langsam üben. Den Kopf brauchen Sie dann nicht mehr verkrampft über Wasser halten. Bei jedem Schwimmzug nehmen Sie ihn mit und vermeiden Verspannungen und Hohlkreuz.
- Atmung beim Brustschwimmen: Dabei lernen Sie auch gleich über Wasser Luft zu holen, um unter Wasser auszuatmen. Beim Strecken der Arme werden Sie in Zukunft ausatmen und beim Zurücknehmen der Arme mit dem Kopf aus dem Wasser kommend, einatmen.
- Die Beinschere: Können Sie sich aus Nachlässigkeit selbst angewöhnen. Anfangs, wenn sie aus Furcht beim Schwimmen mit einem Bein am Boden des Beckens stehen bleiben, missinterpretiert Ihr Körper diese Haltung als symmetrisch und behält sie bei. Zu korrigieren ist die Beinschere durch Trockenübungen und Konzentration.
- Die Stoßgrätsche: Sieht von oben wie die Bewegung eines Frosches aus, ist aber falsch und kostet Geschwindigkeit. Und wieder ist die Beinhaltung beteiligt. Möglicherweise strecken Sie Ihre Füße spitz nach hinten oder ziehen Ihre Fersen zu weit in Richtung Gesäß, oder aber drehen die Füße nach außen und spreizen die Oberschenkel stark. Der Stoß nach hinten läuft dann leider ins Leere. Geschwindigkeit?
Brustschwimmen lernen kann man im deutschen Sprachraum in Schwimmvereinen, in Schwimmbädern, über Volkhochschulkurse, im Schwimmunterricht an Schulen und in Einzelstunden. Grundlegende Fertigkeiten können bereits im Rahmen von 10 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten vermittelt werden. Allerdings sollte man regelmäßig schwimmen, als Anfänger zumindest zweimal in der Woche, damit die Bewegungsabläufe für den Körper selbstverständlich werden. Gerade Kinder, die sich in der ersten Euphorie überschätzen, tut ein Fortgeschrittenenkurs gut. Die Aussicht auf ein Schwimmabzeichen (das Seepferdchen) motiviert dazu, sich rasch zu verbessern und Vertrauen im Umgang mit Wasser zu entwickeln.
Erwachsene benötigen beim Brustschwimmen lernen, häufig regelmäßige Rückmeldungen von Schwimmprofis, von Lehrern und Trainern. Fehler schleifen sich sonst ein und können im schlimmsten Fall zu Gesundheitsschäden führen. Lob, Ermutigung und Geduld, das ist der Königsweg zum Lernerfolg, auch und gerade wenn jemand erst spät im Leben mit dem Brustschwimmen lernen beginnt.
… und jetzt geht’s los
- Badehose, Bikini, Badekappe, Schwimmbrille kaufen.
- Schwimmschule/Schwimmverein: Anfängerkurs buchen
- Eventuell Probestunde absolvieren
- Gemütliches Schwimmbad ohne übermäßig ätzenden Chlorgeruch suchen, Stoßzeiten meiden verringert die Angst, sich lächerlich zu fühlen.
- Vorher in Begleitung und mit Schwimmhilfe sich oder Ihr Kind einige Zeit ans Wasser gewöhnen.
- Nachfragen, ob Schwimmhilfen im Kurs erlaubt/gewollt sind.
- Eventuelle körperliche Einschränkungen bereits vor Kursbeginn bekannt geben,
- bei Kindern auf Gruppengröße achten, Kleingruppen lernen schneller.
- Eventuell bei großen Ängsten Einzelstunden vereinbaren.
- Mit viel Mut ins nasse Vergnügen starten!
Weiterführende Links und Quellen zum Brustschwimmen lernen:
- https://www.youtube.com/watch?v=8x7Zgpidnj0
- http://www.paradisi.de/Fitness_und_Sport/Wassersport/Brustschwimmen/Artikel/9038.php
- https://www.welt.de/sport/fitness/article143879261/Die-schlimmsten-Fehler-beim-Brustschwimmen.html
- https://www.youtube.com/watch?v=j4R4wECnEAM